Die zweite Tarifverhandlung in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie wurde heute in München ohne Ergebnis beendet. „Es bestehen weiterhin enorme Differenzen. Wir müssen aber weiter an einem Abschluss arbeiten, der die Interessen beider Seiten und die kritische Lage berücksichtigt“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V., Bertram Brossardt.
Er betont die in weiten Teilen gegensätzliche wirtschaftliche Lageeinschätzung zwischen Arbeitgebern und IG Metall: „Die Orientierung der IG Metall an einigen Unternehmen greift in der aktuellen Krisensituation zu kurz und verschleiert den Blick auf den nie dagewesenen Krisen-Cocktail. So berichtet die Breite der M+E-Unternehmen von zeitlich verschobenen oder reduzierten Aufträgen und rückläufigen Erträgen. Die Wirtschaftsinstitute senken im Wochenrhythmus ihre Konjunkturprognosen. Die IG Metall muss endlich der Realität ins Auge blicken: 2023 wird es eine Rezession geben“, betont Brossardt und ergänzt: „Die Lage ist für unsere Unternehmen und die Beschäftigten sehr ernst.“
Die aktuelle Energiekostenexplosion wird die M+E Industrie auch die kommenden Jahre belasten. „Um einer langanhaltenden De-Industrialisierung entgegenzuwirken, müssen die Unternehmen massiv in energie- und ressourcenschonende Technologien investieren. Aktuell werden in den Betrieben aber nur noch die Instandhaltungsinvestitionen durchgeführt. Erweiterungsinvestitionen werden zurückgestellt. Dass der Energie-Anteil an den Gesamtkosten zu gering für Standortentscheidungen ist, zeigt die Fehleinschätzung der IG Metall. Wir müssen vielmehr aufpassen, dass die Arbeit nicht dauerhaft ins Ausland abwandert. Eine Entgeltsteigerung um 8 Prozent würde vielen Unternehmen im aktuellen Krisenmix den Spielraum für die dringend notwendigen Investitionen nehmen. Das müssen wir unbedingt verhindern, für unseren Standort und für unsere Beschäftigten“, so Brossardt.
Das Ziel des vbm bleibt ein beiderseits tragfähiges Ergebnis, das den Unternehmen Planungssicherheit und Flexibilität gibt, das aber ebenso die Sorgen der Beschäftigten berücksichtigt. „Wir arbeiten konstruktiv an einer ausgewogenen Lösung. Für uns gehört dazu einerseits die dauerhafte automatische Differenzierung. Diese hat sich bewährt und die Attraktivität des Flächentarifs gesteigert. Andererseits fordern wir die Variabilisierung des anteiligen 13. Monatsgehalts. Das sorgt für einen fairen Ausgleich in guten und schlechten Zeiten“, fordert Brossardt in Richtung IG Metall und ergänzt: „Nur mit tarifpolitischer Balance werden wir diese Tarifrunde zu einem guten Ende bringen.“
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