„Der Forderungsbeschluss der regionalen Tarifkommission des IG Metall Bezirks Mitte wirkt völlig aus der Zeit gefallen. Er berücksichtigt in keiner Weise die schwierige Situation der vor allem mittelständisch geprägten Metall- und Elektro-Industrie in Hessen. Die weit überwiegende Mehrheit unserer hessischen Metall- und Elektro-Unternehmen hat ganz erheblich mit der schwierigen Situation um Lieferengpässe, Rohstoffmangel und Energiekostenexplosion zu kämpfen. All dies zusätzlich zu den Herausforderungen des Strukturwandels, den die Unternehmen auch noch meistern müssen“, kommentierte HESSENMETALL-Verhandlungsführer Oliver Barta den Forderungsbeschluss der regionalen Tarifkommission vom heutigen Tag. Die Tarifkommission hatte eine Forderung von 8 % für 12 Monate beschlossen und liegt damit am oberen Ende der Empfehlung des IG Metall Vorstands.
„In den zwei letzten, von der Corona-Krise geprägten Tarifabschlüssen haben die Tarifvertragsparteien gezeigt, dass sie auf schwierige Situationen beidseitig mit Augenmaß und wirtschaftlich angemessen reagieren können. Daran gilt es anzuknüpfen, denn die Krisensituation ist nicht überstanden. Die Folgen der Corona-Pandemie wie Lieferengpässe, Materialmangel und Rohstoffknappheit werden uns noch geraume Zeit begleiten. In der kommenden Tarifrunde treten nun noch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hinzu. Dieser hat die bestehenden Probleme verschärft und zusätzlich noch zu einer Explosion der Energiepreise geführt“, so Barta weiter. „Die Forderungsbegründung mit der Inflation suggeriert ja, dass die Unternehmen nicht von der Inflation betroffen seien und daher einen Ausgleich an die Beschäftigten leisten können. Das Gegenteil ist der Fall: Die M+E-Unternehmen in der Breite und insbesondere in den energieintensiven Bereichen sind noch stärker als die privaten Verbraucher von den Energiepreissteigerungen betroffen. So ist im April 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat der Erdgaspreis für die privaten Verbraucher um 34 % gestiegen, für die Industrie aber um 260 %. Die weit überwiegende Anzahl unserer Mitgliedsunternehmen kann die Preissteigerungen auch nicht an ihre Kunden weitergeben. Mit der Forderung der IG Metall würden sie die Energiepreissteigerungen doppelt bezahlen, zum einen für ihren eigenen Energiebedarf, zum anderen auch noch für die Energiebedarfe der Beschäftigten“, erklärte Barta. Damit fehlten den Unternehmen aber wichtige finanzielle Mittel für die Bewältigung des Strukturwandels. Es zeige sich schon jetzt, dass wegen der gestiegenen Kosten die Investitionen deutlich zurückgefahren werden. Seit Beginn der Krise seien im Zeitraum September 2018 bis heute allein in der hessischen M+E-Industrie schon rund 20.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, ein weiterer Stellenabbau bei Fortdauern der Krise sei zu befürchten, ergänzte Barta. „Angesichts der herausragend schwierigen Situation mit Lieferengpässen, Materialmangel, Rohstoffknappheit und explodierenden Energiepreisen, die allesamt zu erheblichen Kostensteigerungen bei unseren M+E-Unternehmen führen, muss es jetzt vor allem darum gehen, dass die Betriebe überhaupt ausreichend und wettbewerbsfähig produzieren können. Dies sichert Arbeitsplätze in unserer M+E-Industrie mit ihren heute schon hohen Löhnen und finanziert über die Sozialversicherungsbeiträge übrigens auch unsere sozialen Sicherungssysteme“, so Barta abschließend.Aktuelles