Teuerung bei Energie und Material gefährdet ein Fünftel der Unternehmen
Die Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) im Saarland sind mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert. In einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar) erklären neun von zehn Unternehmen, von den steigenden Kosten betroffen zu sein, sieben von zehn in substanziellem Umfang. Der Großteil der Unternehmen kann die Kosten nicht oder nur in geringem Umfang weitergeben, sie müssen die Mehrbelastung aus dem Unternehmen heraus kompensieren. „Dadurch wird der durch die Corona-Pandemie bereits stark eingeschränkte Handlungsspielraum der Unternehmen noch stärker begrenzt“, sagt ME-Saar-Hauptgeschäftsführer Martin Schlechter.Angesichts der Entwicklungen erwarten 67 Prozent der Unternehmen rückläufige Umsätze, 72 Prozent rechnen mit sinkenden Gewinnen. Jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) sieht sogar eine wirtschaftliche Gefährdung des eigenen Betriebs. Sechs von zehn Unternehmen (57 Prozent) geben an, dass sie Investitionen reduzieren oder verschieben werden. Ein Fünftel (22 Prozent) will bei Forschung und Entwicklung sparen. „Die hohen Belastungen führen dazu, dass Unternehmen kaum noch Möglichkeiten für Zukunftsinvestitionen haben, die im Rahmen des Strukturwandels dringend nötig wären“, sagt Schlechter.
Die zunehmende Gasknappheit hängt als weiteres Damoklesschwert über der saarländischen Wirtschaft. Neun von zehn Unternehmen wären eigenen Aussagen zufolge von einem Gas-Stopp betroffen. Bei sechs von zehn ist die eigene Produktion direkt von Gaslieferungen abhängig, bei der Hälfte benötigen die Vorleistungen eine stabile Gasversorgung. Bei drei von zehn Betrieben würde ein Gas-Stopp zu einem Stillstand der Produktion führen, bei weiteren vier von zehn Betrieben wäre die Geschäftstätigkeit in substanziellem Umfang eingeschränkt.
„Die Unternehmen agieren seit zwei Jahren in Dauerkrise und haben kaum noch einen wirklichen Planungshorizont. Trotz der schwierigen Situation wissen die Unternehmen, was sie an ihren Mitarbeitern haben und versuchen, sie an Bord zu halten. Aber wir stellen fest, dass die Reserven weitgehend aufgebraucht sind“, sagt Schlechter. „Gleichzeitig erfordert der Strukturwandel Investitionen in neue Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle, um die gutbezahlten Industriearbeitsplätze weiterhin zu sichern.“ Dass einige Unternehmen in der sehr heterogenen Branche auch in der Corona-Pandemie gute Ergebnisse erzielt haben, dürfe nicht über den Engpass vieler anderer Betriebe hinwegtäuschen, sagt Schlechter.
An der Umfrage haben im Zeitraum von 16. bis 31. Mai 2022 im Saarland 46 Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie mit über 35.000 Beschäftigten teilgenommen.