Die erste Tarifverhandlung in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie wurde heute in Nürnberg ohne Ergebnis vertagt. „Wir hatten einen sachlichen und konstruktiven Austausch. Die Forderungen der IG Metall sind aber realitätsfremd. Wir befinden uns mitten in einem noch nie dagewesenen Mix aus schweren Krisen: Der Russland-Ukraine-Krieg, die Inflation und explodierende Energiepreise, die Gefahr von Gasmangellagen, bestehende Lieferengpässe und akuter Rohstoff-, Material- und Arbeitskräftemangel sowie die weiter schwelende Corona-Pandemie belasten die M+E Industrie schwer. Der M+E Industrie droht das Abrutschen in die Rezession. Wir werden nur mit einem maßvollen Abschluss die Balance zwischen den Interessen der Beschäftigten und denen der Unternehmen halten können. Oberste Priorität in diesen schweren Zeiten hat für uns die Unternehmenssicherung und damit auch die Beschäftigungssicherung. Dafür brauchen wir elastische Lösungen“, kommentiert die Verhandlungsführerin des vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V., Angelique Renkhoff-Mücke.
Sie betont die schwierige und vor allem heterogene Lage in der bayerischen M+E-Industrie sowie die Herausforderungen durch Strukturwandel, Transformation und Digitalisierung. „In den letzten 30 Jahren wurde nur 2008 acht Prozent gefordert, die Ausgangslagen könnten aber kaum unterschiedlicher sein. Die Forderung fällt 2022 mitten in eine existenzbedrohende Krise“, erklärt Renkhoff-Mücke und ergänzt: „Wir sehen die Nöte der Beschäftigten, müssen aber auch der extremen Lage der Unternehmen Rechnung tragen. Entgegen der Behauptung der IG Metall können die Unternehmen die steigenden Preise nicht einfach weiterreichen, sondern bleiben auf den Kosten häufig sitzen.“ Der vbm sorgt sich zudem über die große Schere zwischen Auftragseingängen und Produktion. Die Aufträge sind da, können aber wegen fehlender Teile und Vorprodukte nicht abgearbeitet werden. „Leider verweist die IG Metall nur auf die Auftragsbestände, aber nicht auf die massiven Probleme beim Abarbeiten. Das belastet Umsatz und Gewinn unserer Unternehmen. Hohe Personalkostensteigerungen sind daher aktuell nicht abbildbar“, so Renkhoff-Mücke.
Der vbm appelliert an die Vernunft der IG Metall in den kommenden Verhandlungen. „Wir wollen Planungssicherheit für die Unternehmen, ein tragfähiges Ergebnis innerhalb der Friedenspflicht und eine dauerhafte, praktikable und verlässliche Differenzierung für die Unternehmen mit einfachen und automatischen Kriterien“, fordert Renkhoff-Mücke und ergänzt: „Wir als Tarifvertragsparteien müssen den Unternehmen und Beschäftigten die Unsicherheit nehmen und tarifpolitisch Balance halten. Alles andere wäre in der aktuellen Lage gefährlich.“