Die Metall-Arbeitgeber in Berlin und Brandenburg haben die IG Metall davor gewarnt, die schwierige Lage der Unternehmen in der aktuellen Tarifrunde zu verkennen. Viele Betriebe befänden sich angesichts der explodierenden Energiepreise und der Materialengpässe in größter Not und könnten keine weiteren Kostensteigerungen verkraften. „Die Gewerkschaft muss zur Kenntnis nehmen, dass es jetzt für viele Firmen um die Existenz geht. Eine Lohnerhöhung um acht Prozent wäre schlicht nicht verkraftbar, weil vielen Betrieben schon jetzt die Zahlungsunfähigkeit droht“, sagte Stefan Moschko, der Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME), am Donnerstag nach der zweiten Verhandlungsrunde. „Ein Angebot der Arbeitgeber über eine Lohnerhöhung hätte deshalb heute überhaupt nicht in die Landschaft gepasst.“
Die angekündigten Entlastungen von Unternehmen, Bürgerinnen und Bürgern durch die Politik dürften nicht von der harten Wirklichkeit ablenken, appellierte Moschko weiter. „Noch immer liegt nichts Belastbares auf dem Tisch, zudem wird es mit größter Wahrscheinlichkeit 2023 zu einer Rezession kommen. Und Energie dürfte noch für mehrere Jahre teurer sein als vor der Krise. Für diese Mehrbelastungen müssen wir einen Ausgleich finden.“ Gelinge das nicht, drohe eine Deindustrialisierung und die Abwanderung großer Teile der Industrie.
Um die 100.000 M+E-Arbeitsplätze in der Hauptstadtregion zu sichern, seien Lösungen nötig, mit denen Investitionen der Unternehmen wieder attraktiv werden. „Ein übermäßiger Lohnaufschlag würde genau das Gegenteil bewirken. Wir müssen gemeinsam für Bedingungen sorgen, mit denen die Industrie auch morgen noch eine Zukunft hat am Standort Deutschland.“ Mögliche Arbeitskampf-Maßnahmen der IG Metall ab Ende Oktober sieht der VMEVerhandlungsführer kritisch. „Damit würde die Gewerkschaft ein falsches Zeichen setzen, das überhaupt nicht in die Zeit passt“, mahnte er.