Die vierte Verhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland wurde heute ergebnislos vertagt. „In den vorangegangenen Runden haben wir die angespannte wirtschaftliche Lage ausführlich dargestellt und mit unserem in der letzten Runde unterbreitetem konstruktiven Angebot alle Elemente aufgezeigt, die für einen fairen und vernünftigen Tarifabschluss genutzt werden können. Heute hat sich gezeigt, dass die wechselseitigen Vorstellungen aber weiterhin sehr weit auseinander liegen, die aktuell noch geäußerten Vorstellungen der Gewerkschaft sind für unsere Unternehmen schlichtweg nicht verkraftbar“, kommentierte Oliver Barta, Verhandlungsführer von M+E-Mitte.
Für 2023 sagen die Wirtschaftsinstitute nahezu einheitlich eine Rezession voraus. Der Ausblick in der M+E-Industrie verdüstert sich von Woche zu Woche. So sind die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung im Oktober auf den tiefsten Stand seit dem Höhepunkt der Corona-Krise im April 2020 gefallen. Auch die Lage wird zusehends schlechter beurteilt. „Die M+E-Unternehmen stehen vor enormen Risiken und Problemstellungen. Trotzdem haben sie auch in den schwierigen letzten Jahren Beschäftigung gehalten und Lösungen für die zentralen Herausforderungen unserer Zeit in ihren Unternehmen entwickelt. Damit das auch in Zukunft so bleibt, brauchen wir in diesen unsicheren Zeiten eine längerfristige Planungssicherheit. Eine lange Laufzeit wie von uns angeboten ist daher der Schlüssel für das Finden einer angemessenen Lösung in dieser Tarifrunde, nur damit ist dann auch eine Tabellenerhöhung möglich“, erklärte Barta.
Barta weiter: „Neben den aufgezeigten Problemen ist festzustellen, dass sich die Heterogenität in der M+E-Industrie weiter ausprägt. Die Unternehmen unterschiedlicher Größenordnungen aus neun verschiedenen Branchen kämpfen mit verschiedenen Herausforderungen und sind unterschiedlich betroffen. Wir wollen deshalb neben der notwendigen langen Laufzeit des Tarifvertrags die automatische Differenzierung dauerhaft vereinbaren, um den unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen in den Unternehmen besser gerecht zu werden.“
Daneben sei auch die von den Arbeitgebern geforderte Öffnung für eine betriebliche Variabilisierung einer tariflichen Sonderzahlung eine sinnvolle Ergänzung des Werkzeugkastens, um dieser Heterogenität interessengerecht zu begegnen. Damit könnte auf Grundlage einer freiwilligen Betriebsvereinbarung eine tarifliche Sonderzahlung an betriebliche Kennzahlen geknüpft werden: Die Sonderzahlung sinkt, wenn es dem Unternehmen schlecht geht und steigt, wenn die Ertragslage gut ist.
Angesichts der in dieser Tarifrunde vor allem mit Blick auf die Energieversorgung extrem unsicheren Lage bedürfe es zudem eines Prozesses, um auf eine mögliche Energienotlage schnell reagieren zu können.
Mit Blick auf die Warnstreiks appellierte Barta an die IG Metall, diese nicht noch mehr auszuweiten. Eine weitere Eskalation sei angesichts des konstruktiven Arbeitgeberangebots und dem Willen zu einer raschen Einigung der Arbeitgeberseite durch nichts gerechtfertigt.