Zweite Verhandlungsrunde in Kornwestheim nach über eineinhalb Stunden Verhandlung ohne Ergebnis beendet
Die Arbeitgeber haben in der 2. Verhandlung der Tarifrunde für die badenwürttembergische Metall- und Elektroindustrie (M+E) eindringlich auf die äußerst prekäre Situation vieler Unternehmen hingewiesen. „Zahlreiche Betriebe stehen aufgrund stark gestiegener Kosten für Material und Energie sowie gravierender Lieferengpässe schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Und die Aussichten versprechen keine schnelle Besserung, sondern lassen im Gegenteil eine weitere Verschlechterung befürchten. Wir erleben aktuell die schwerste Krise seit Jahrzehnten“, erklärte Dr. Harald Marquardt, Verhandlungsführer und stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Mittwoch nach rund eineinhalb stündigen Verhandlungen in Kornwestheim. Die heutige Verhandlungsrunde habe man vor allem dazu genutzt, um ein besseres Verständnis für die Situation zu bekommen.
Die Arbeitgeberseite sei ernsthaft um eine schnelle Lösung am Verhandlungstisch bemüht, betonte Marquardt: „Es gibt den Weg zu einer Lösung, da sind wir uns sehr sicher.“ Würde aber die Gasnotfallstufe ausgerufen und einigen Unternehmen der Gashahn zugedreht, müsse die Lage noch einmal komplett neu durchdiskutiert werden. „Für einen solchen Fall, der die ohnehin schon schwierige Situation nochmals dramatisch verschlechtern würde, gilt es Vorkehrungen zu treffen, die Korrekturen erlauben“, erklärte der Südwestmetall-Verhandlungsführer.
Den Vorwurf der Gewerkschaft, die Arbeitgeber würden die Sorgen und Nöte der Beschäftigten ignorieren, wies Marquardt entschieden zurück: „Wir wissen sehr wohl, wie die hohe Inflation viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter belastet. Aber die Unternehmen haben ja exakt dasselbe Problem. Deshalb kann man es nur gemeinsam lösen, und nicht nur für eine Seite auf Kosten der anderen. Wir sind uns dieser gemeinsamen Verantwortung der Tarifpartner sehr bewusst.“
Um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, sei es jedoch wenig hilfreich, dass die IG Metall den Ernst der Lage schlicht ignoriere, sagte der Arbeitgeber-Vertreter. Zudem kritisierte er, dass die Gewerkschaft überhöhte Erwartungen bei ihren Mitgliedern schüre, indem sie die Tarifentwicklung seit Beginn der Krise schlicht unter den Teppich kehre: „Seit 2019, dem Beginn des Abschwungs in unserer Industrie, haben wir drei dauerhafte, jährlich wiederkehrende Sonderzahlungen eingeführt, die in der Summe rund fünf Prozent Lohnerhöhung ausmachen – mit der Tariferhöhung von 2018 sogar knapp zehn Prozent. Da ist es schon maximal befremdlich, dass die IG Metall zum wiederholten Male behauptet, seitdem habe es keine dauerhaften Lohnerhöhungen mehr gegeben.“
Die nächste Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg wurde für den 27. Oktober vereinbart.